Eilmeldung

SHINGAL. Terroristen des Islamischen Staates (IS) haben heute in den frühen Morgenstunden, seit 3 Uhr, mit einer der massivsten Großoffensiven seit der Übernahme der Region begonnen. Kommandeure der Verteidigungseinheiten teilten êzîdîPress mit, dass hunderte Kämpfer in Borik, Duhola und an der Pilgerstätte Sherfedîn umzingelt sind. Von allen Seiten greifen die Terroristen mit einem massiven Aufgebot an Kämpfer die Region erneut an und haben mehrere Gemeinden vollkommen umzingelt.

Alleine in der Gemeinde Duhola ist der IS mit rund 40 gepanzerten Humvees vorgerückt und hat rund 100 Kämpfer umzingelt. Die Zivilisten sind alle in das Gebirge geflüchtet. Kommandeure der Widerstandseinheiten versuchen derzeit die Pilgerstätte zu verteidigen, Oberkommandant Heydar Shesho und General Qasim Shesho weigern sich, die Pilgerstätte aufzugeben.

Ohne Luftunterstützung werden die Terroristen sowohl die Kämpfer als auch die Zivilisten massakrieren, heißt es von einem der Kämpfer. Helikopter der Anti-IS-Koalition seien zwar anwesend, fliegen aber keinerlei Angriffe.

Lage der Pilgerstätte Sherfedîn, wo Widerstandskämpfer vom IS umzingelt sind
Lage der Pilgerstätte Sherfedîn, wo Widerstandskämpfer vom IS umzingelt sind

.
Update 11:00 Uhr: Die Gemeinden Duhola und Borik sind an den IS gefallen. Nur noch die Pilgerstätte Sherfedîn wird derzeit verteidigt, die Widerstandskämpfer versuchen den Vormarsch der Terroristen auf das Gebirge zu unterbinden, ohne Erfolg. Dem massiven Aufgebot des IS haben die Kämpfer nichts entgegenzusetzen.

Update 11:07 Uhr: Über 7.000 Zivilisten sowie hunderte Kämpfer sind in das Gebirge geflohen und versuchen sich dort zu schützen. Mehrere hundert Kämpfer sowie ihre Kommandeure wollen die Pilgerstätte Sherfedîn nicht aufgeben und verteidigen die Heiligenstätte weiter.

ShingalGebirge

.
Update 11:40 Uhr
: Das Gebirge ist nun vollständig belagert. Verzweifelt versuchen Kämpfer der Widerstandseinheiten die Terroristen des IS vom Einmarsch in das Gebirge aufzuhalten. Über 7.000 Zivilisten befinden sich im Gebirge, sollte die Verteidigungslinie durchbrochen werden, drohen erneut Massaker. Den gepanzerten Fahrzeugen der Terroristen haben die Êzîden kaum etwas entgegenzusetzen.

Update 12:08 Uhr: Selbstmordattentäter des Islamischen Staates versuchen nun in das Gebirge vorzudringen. Der Nebel im Gebirge verdeckt die Sicht der Widerstandskämpfer. Ein Selbstmordattentäter soll sich bereits in die Luft gesprengt haben, Angaben zu Opfern gibt es bislang nicht. Offenbar kam es im Norden des Bergmassives jedoch zu einem Massaker, wir versuchen dies derzeit zu verifizieren. Die Lage bleibt unübersichtlich.

Update 12:40 Uhr: Kämpfer der êzîdîschen Verteidigungseinheit haben bei Zusammenstößen im nördlichen Bereich des Gebirges fünf IS-Terroristen getötet. Den Widerstandskämpfern zufolge kreisen Kampfjets der Koalitionsstreitkräfte über der Region, bisher jedoch ohne zu intervenieren.

Vormarsch der IS-Terroristen hält an: Êzîdîsche Widerstandskämpfer verteidigen die umkämpfte Pilgerstätte Sherfedîn
Vormarsch der IS-Terroristen hält an: Êzîdîsche Widerstandskämpfer verteidigen die umkämpfte Pilgerstätte Sherfedîn

.
Update 12:53 Uhr
: Extremisten der Terrormiliz IS rücken auf die Pilgerstätte Sherfedîn vor. Die dort stationierten êzîdîschen Kämpfer unter der Führung von Qasim und Heydar Shesho weigern sich, die Pilgerstätte zu verlassen. Die zentrale Pilgerstätte in der Region Shingal soll um jeden Preis verteidigt werden.

Update 13:20 Uhr: Zwei êzîdîsche Widerstandskämpfer sind bei Gefechten mit IS-Terroristen Norden Shingals ums Leben gekommen. Êzîdîsche Kommandeure bitten dringend um Luftschläge, ohne die, so heißt es, man keine Chance gegen die Terrorverbände des IS haben wird. Die Großoffensive des IS scheint eine koordinierte Aktion zu sein, auch in anderen Teilen Südkurdistans ist es in den vergangenen Stunden zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Peshmerga-Truppen und IS-Terroristen gekommen.

Unterdessen wird die kurdische Volksverteidigungseinheit YPG nach über vier Wochen in der belagerten Stadt Kobanî erstmals aus der Luft mit Waffen, Munition und sonstiger Ausrüstung beliefert. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte die Lieferungen. Die türkische Regierung hat, offenbar nach massivem Druck aus den USA, einem Einmarsch der Peshmerga-Einheiten über die türkische Gebiete nach Kobanî zugestimmt.

Update 13:33 Uhr: IS-Terroristen haben die Zufahrtsstraße zur Pilgerstätte Sherfedîn erreicht, es werden schwere Gefechte gemeldet. Die Zivilisten harren im Gebirge aus und hoffen auf Untersützung durch Luftschläge der Koalitionsstreitkräfte.

Demonstration in Zakho
Demonstration in Zakho

Update 14:06 Uhr: Ein ÊzîdîPress-Korrespondent vor Ort meldet, dass der IS nun mit massiven Angriffen auf die Pilgerstätte Sherfedîn begonnen hat. Sollten keine Luftschläge erfolgen, wird die Pilgerstätte zerstört werden und sich die Schlinge des IS-Belagerungsrings immer enger ziehen.

Update 15:19 Uhr: Flüchtlinge aus Shingal, die sich in Flüchtlingslagern in Südkurdistan befinden, demonstrieren gegen die Angriffe des IS auf die Êzîden im Shingal-Gebirge. Viele haben dort nach wie vor Angehörige. Es wird von mehreren Zusammenstößen mit kurdischen Sicherheitskräften gesprochen, die wir derzeit nicht bestätigen können.

Update 15:54 Uhr: Im westlichen Bereich des Shingal-Gebirges ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Widerstandskämpfern der êzîdîschen Einheiten und IS-Terroristen gekommen. Unserem Korrespondenten zufolge wurden dabei 19 IS-Terroristen getötet, drei weitere festgenommen. Mehrere êzîdîsche Kämpfer seien zudem an anderen Stellen des Gebirges getötet worden, eine konkrete Zahl liegt nicht vor.

Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Südkurdistan sind bestätigt worden. Drei Demonstranten sollen demnach von den Sicherheitskräften verletzt worden sein, wie ein Angehöriger mitteilt.

Update 16:25 Uhr: Unserem Korrespondenten zufolge sind zwei Luftschläge eines irakischen Armeehelikopters erfolgt, beide Angriffe verfehlten jedoch ihre Ziele. Die schweren Kämpfe nahe der Pilgerstätte Sherfedîn gehen mit zunehmender Härte weiter. Die êzîdîschen Widerstandskämpfer wollen die Pilgerstätte nicht den IS-Terroristen überlassen. Seit dem 3. August verteidigen sie die zentrale Heiligenstätte in der Region Shingal.

Update 16:40 Uhr: Bei Kämpfen nahe der Sherfedîn-Pilgerstätte sind bisher 11 êzîdîsche Widerstandskämpfer ums Leben gekommen. Die Männer „kämpften zuvor heldenhaft, um die IS-Terroristen zurückzudrängen“, wie ein ÊP-Korrespondent vor Ort mitteilt.

Update 18:30 Uhr: Massive Angriffe der êzîdîschen Verteidigungseinheiten konnten den Vormarsch der IS-Terroristen auf die Pilgerstätte Sherfedîn zunächst zurückschlagen. Ein ÊzîdîPress-Korrespondent vor Ort teilt mit, dass sich die IS-Truppen derzeit neu mobilisieren, um die Pilgerstätte mit neuen Kräften anzugreifen. Die êzîdîschen Widerstandseinheiten sind nach wie vor in höchster Alarmbereitschaft. Es werden weitere schwere Kämpfe am Abend und in der Nacht erwartet.

Update 18:53 Uhr: Kämpfer der Widerstandseinheit Shingal YBŞ haben mit Unterstützung einer YPG Einheit sieben Fahrzeuge der IS-Terroristen nahe der Gemeinde Shlo, in unmittelbarer Nähe des Shingal-Gebirges, beschlagnahmt.

Update 21:22 Uhr: IS-Terroristen haben im Süden des Shingal-Gebirges die Pilgerstätte Quba Amadîn in die Luft gesprengt. Unser Korrespondent vor Ort bestätigt die Zerstörung.

++Ende++

êzîdîPress, 20. Okt. 2014