Neue Pilgerstätte und Kulturzentrum der Êzîden in Georgien
Neue Pilgerstätte und Kulturzentrum der Êzîden in Georgien


ÊzîdîPress-Russland Redaktion 

Tiflis. Am 16. Juni wurde in der georgischen Hauptstadt Tiflis die neue lokale Pilgerstätte und kulturelles Zentrum der Êzîden „Quba Siltan Êzîd“ eingeweiht. Zahlreiche Gäste aus den verschiedensten Ländern und Bereichen des Lebens nahmen an der Erföffnungszeremonie teil. Êzîden aus Australien, Russland, Armenien, Deutschland, Frankreich, Belgien sowie der Religiöse Rat der Êzîden aus der Autonomen Region Kurdistan/Nordirak reisten an, um diesen historischen Tag gemeinsam mit den Êzîden in Georgien zu feiern. Auch der Oberbefehlshaber der êzîdîschen Verteidigungsstreitkräfte, Haydar Shesho, war anwesend.

Agit Mirzoev, Vorsitzender des Hauses der Êzîden in Georgien, begrüßte die Gäste im neuen Kulturzentrum und machte auf die historische Bedeutung der Eröffnung für die êzîdîsche Geschichte aufmerksam. Mit einer Schweigeminute bat Mirzoev die Gäste an die Opfer des Völkermordes an Êzîden sowie an die Flutopfer in Georgien zu gedenken. Pîr Dîma, Vorsitzender des Religiösen Rates der Êzîden in Georgien (GRÊG), richtete seine Grüße an die Gäste und dankte vor allem dem êzîdîschen Geschäftsmann Suliko Simaeva, dessen finanzielle Untersützung den Bau des Tempels ermöglichte sowie der georgischen Regierung, die das Grundstück für das neue Zentrum zur Verfügung stellte. Der GRÊG-Vorsitzende verdeutlichte, dass das Zentrum seine politische Neutralität auch in Zukunft wahren wird.

Zahlreiche Gäste nahmen an der Eröffnungszeremonie der neuen Tempelstätte der Êzîden in Georgien teil
Zahlreiche Gäste nahmen an der Eröffnungszeremonie der neuen Tempelstätte der Êzîden in Georgien teil


Der georgische Staatspräsident sowie der Ministerpräsident konnten aufgrund der Flutkatastrophe mit vielen Todesfällen nicht anwesend sein. In Vertretung des Staatspräsidenten beglückwünschte Sopo Shamanidi die Êzîden zu ihrem neuen Zentrum. Zaza Vashakmadze, Leiter des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten, vertrat den Ministerpräsidenten und überbrachte dessen Glückwünsche. Auch Vertreter der Christen, Muslime und Juden waren geladen und begleiteten die Eröffnungszeremonie.

Hazim Beg, Sohn des weltlichen Oberhauptes der Êzîden, gratulierte den Êzîden in Georgien zu diesem historischen Schritt. Nach den Ansprachen fanden die Gäste sich in der Tempelhalle wieder. Die Mitglieder des Religiösen Rates, Peshimam Faruk, Peshimam Numan, Sheikh Berekat Sheikh Wezir, Kawal Bahzad, Ferhad Heto, Bavê Sheikh sowie Bave Chawish entzündeten die heiligen Lichter sowie Weihrauch und sprachen Gebete. Verschiedenfarbige Tücher wurden gesegnet und dem GRÊG-Vorsitzenden Pîr Dima in einer religiösen Zeremonie auf die Schulter gelegt, der sie in Begleitung heiliger Qewal-Gesänge nach draußen brachte.

Anbringung der gesegneten Tücher an der Kuppelspitze
Anbringung der gesegneten Tücher an der Kuppelspitze


Die Tücher wurden dem lokalen Tempeldiener, Nuri, übergeben, der sie erneut segnete. Die Einweihung der Kuppel konnte beginnen. Zwei junge Êzîden bestiegen die Kuppel und brachten die Tücher an dem sog. Hilêl, der Kuppelspitze, an. Unter religösen Ausrufen war der Tempel nun offiziell eingeweiht.

Nach einer kurzen Pause kehrten die Gäste zurück in die Tempelhalle. Dort wurden religiöse Gebete verlesen. Die Verantwortlichen und Vorsitzenden in Georgien begrüßten den Vorsitzenden des Yezidischen Forums in Oldenburg, Shahap Dag, den Oberbefehlshaber der êzîdîschen Verteidigungsstreitkräfte Heydar Shesho sowie den Philsophen Hosheng Broka sowie die Intellektuellen Karim Sileman, Temur Hasan Reshid, Alyas Sturki, Tosine Reshid, Leyla Chldargushi und Rustam Bakoyan.

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Boris Lazgiyan aus Armenien überreichte die Goldmedaille von Jangir Agha, einem êzîdîschen Nationalhelden in Armenien, dem Vorsitzenden des Hauses der Êzîden und des Religiösen Rates der Êzîden in Georgien sowie dem Philantrophen Suliko Simaev und Iskoe Usubov für „herausragende Leistungen für die êzîdîsche Gemeinschaft“ in Georgien.

Die êzîdîschen Dichter Almast Oty und Katarina Amey beendeten die offizielle Zeremonie. Die Veranstaltung wurde stets von der êzîdîschen Widerstandsflagge begleitet, die in Georgien nun offzielle Flagge der Êzîden ist. Nach Armenien ist es die zweite Tempelstätte der Êzîden, die außerhalb ihrer traditionellen Siedlungsgebiete und Heimat eingeweiht wurde.

© ÊzîdîPress, 20. Juni 2015