HPŞ-Oberkommandeur Heydar Shesho
HPŞ-Oberkommandeur Heydar Shesho

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[B]erlin. Die Grünen haben nach Angaben der Deutschen-Presse-Agentur die Bundesregierung aufgefordert, sich für die Freilassung von Heydar Shesho, dem Oberbefehlshaber der 3.000 Mann starken êzîdîschen Verteidigungskraft Shingal (HPŞ), einzusetzen. Heydar Shesho, der deutscher Staatsangehöriger ist, wurde von kurdischen Sicherheitskräften der Regierungspartei PDK verhaftet und wird seit dem vergangenen Montagabend festgehalten. Das Auswärtige Amt sowie das deutsche Konsulat im kurdischen Erbil seien bereits informiert worden und versuchen die Angelegenheit derzeit zu klären.

Die kurdische Regierung ordnete offiziell die Verhaftung an. Zur Begründung hieß es in einer Stellungnahme des Präsidenten der Autonomen Region Kurdistans, Mesud Barzani, dass  Heydar Shesho eine „illegitime Miliz auf dem Territorium Kurdistans“ gegründet habe. Die HPŞ erklärte, dass die Verhaftung politisch motiviert sei. Man versuche die Einheit unter Druck zu setzen, damit sie sich den Peshmerga der PDK-Milizen unterwirft. Die HPŞ ist vom irakischen Staat offiziell als Bürgerwehr der Êzîden in Shingal registriert. Shingal selbst, das Operationsgebiet der HPŞ, gehört offiziell zum irakischen Staatsterritorium.

HPŞ-Widerstandskämpfer und Journalistin in Shingal fordern die Freilassung Heydar Sheshos
HPŞ-Widerstandskämpfer und Journalistin in Shingal fordern die Freilassung Heydar Sheshos

Die HPŞ entstand nachdem die rund 10.000 Peshmerga der kurdischen Regierung am 3. August 2014 davonrannten, als die Terromiliz „Islamischer Staat“ die Region Shingal überrannte und einen Völkermord verübte. Die deutsche Regierung begründete den Bruch mit ihrer bisherigen außenpolitischen Doktrin, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern damit, dass ein Völkermord an Êzîden verhindert werden müsse. Alle Anzeichen deuten nun daruaf hin, dass die deutschen Waffen selbst gegen die Êzîden gerichtet werden könnten, sollte sich die Situation weiter zuspitzen. Die kurdische Regierung fordert die Auflösung der HPŞ sowie den Verzicht auf die êzîdîsche Widerstandsflagge, was die Kämpfer in Shingal jedoch ablehnen. In den vergangenen Wochen sind über 130 êzîdîsche Demonstranten, Aktivisten und Widerstandskämpfer der HPŞ von Sicherheitskräften der kurdischen Regierung inhaftiert worden.

Omid Nouripour, der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, sagte der dpa gegenüber, die deutsche Bundesregierung müsse auf den Schutz und die Einhaltung von Menschenrechten in der Autonomen Region Kurdistan bestehen.

Die Verhaftung von Heydar Shesho sorgt innenpolitisch in der Autonomen Region Kurdistan für Spannungen und belastet das zerrüttete Verhältnis der Êzîden zur kurdischen Regierung erneut schwer.

© ÊzîdîPress, 9. April 2015