Erste êzîdîsche Abgeordnete im türkischen Parlament: Feleknas Uca (li.) und Ali Atalan
Erste êzîdîsche Abgeordnete im türkischen Parlament: Feleknas Uca (li.) und Ali Atalan


Es ist vollbracht. Das lange Zeit kritisierte Projekt der „Demokratischen Partei der Völker“, türk. HDP, hat die 10%-Hürde weit überwunden und damit das Machtstreben von Präsident Erdogan gestoppt. Der Co-Vorsitzender der HDP, Selahattin Demirtaş, konnte durch sein sympathisches Auftreten nicht nur linke und liberale türkische Wähler gewinnen, auch bis dahin patriotische Türken sahen in dem smarten Kurden das Gegenmittel zur konservativ-islamischen AKP und dem präsidialen Kurs Erdogans. Mit fast 13% verändert die pro-kurdische HDP das politische Gefüge des Landes. Trotz des Wahlsiegs der AKP mit 40,7%, verpasst diese die absolute Mehrheit und ist nun auf einen Koalitionspartner angewiesen. Die Jahre der Alleinherrschaft sind vorbei.

Auch für die Êzîden ist es ein historischer Tag: Erstmals in der Geschichte werden zwei Êzîden in das türkische Parlament einziehen und sind damit die ersten êzîdîschstämmigen Abgeordnete überhaupt. Die frühere Europaabgeordnete Feleknas Uca und der ehemalige NRW-Landtagsabgeordnete Ali Atalan stellten sich in Diyarbekir und Batman für die HDP erfolgreich zur Wahl. Ein dritter êzîdîscher Kandidat, Serhat Dicle Yüksel, verpasste in der Region Şanlıurfa den Einzug.

Feleknas Uca und Ali Atalan wurden bewusst in der Kandidatenlisten der HDP auf sichere Plätze gesetzt, um einen Einzug von Êzîden zu gewährleisten, sollte die 10%-Hürde überwunden werden. Das politische Konzept der HDP, nahezu alle ethnische und religiöse Gruppen in der Türkei in einer Partei zu vereinen, ist geglückt. Für Êzîden, die ab den 80er Jahren fast vollständig aus den kurdischen Regionen im Osten des Landes nach Deutschland geflüchtet sind, ist es ein starkes Signal. Nur noch rund 500 Êzîden der ehemals etwa 60.000 Êzîden sind in der Türkei verblieben. Hinzukommen die etwa 30.000 Flüchtlinge aus Shingal, die in den kurdischen Regionen der Türkei Zuflucht gefunden haben.

© ÊzîdîPress, 08. Juni 2015