Arabischsprachige ÊzîdîPress-Redaktion

Zidan Al-Jabri
Zidan Al-Jabri

[D]er einflussreiche irakische Stammesführer und Politiker Sheikh Zidane Al-Jabri behauptet in einem Interview, dass Christen und Êzîden im Irak nicht von der Terrormiliz IS vertrieben wurden, sondern „freiwillig“ ihre Dörfer und Städte verlassen hätten. Der IS hätte auch keine tausenden Êzîden in Shingal getötet, keine Frauen und Kinder entführt oder andere Gräuel verübt: „Ich kann so etwas nicht erkennen“, erklärt Al-Jabri im Interview.

Die Flucht der Êzîden und anderer Minderheiten sei nicht vom IS verursacht worden, trotz der unzweifelhaften Terrorverbrechen der IS-Miliz. Sunnitische Politiker im Irak verleugnen immer wieder die Verbrechen des IS an Minderheiten, so zuletzt auch der Ex-Vizepräsident des Iraks Tariq Al-Hashimi, der den Êzîden zudem mit Vergeltung drohte. Denn nicht selten stecken auch die von ihnen geführten Stämme hinter den Verbrechen an Minderheiten im Irak, die auf ihrem Rachefeldzug gegen Bagdad den IS unterstützen.

Al-Jabri ist zudem der Vorsitzende des „Büros der Irakischen Stammesrevolution“, ein Zusammenschluss sunnitischer Stämme im Irak, die sich gegen die irakische Regierung auflehnt. Ihren Sitz hat die Organisation in der südkurdischen Stadt Erbil (Hewlêr).

Stammesführer Al-Jabri stammt aus der Provinz Anbar im Westen des Iraks, wo seit Monaten heftige Kämpfe zwischen dem IS und irakischen Streitkräften anhalten. Die Mehrheit der sunnitischen Stämme in Anbar unterstützt den IS, auch Al-Jabris Stamm, dessen Kampf er als Aufstand und Rebellion beschreibt. Wo sich Al-Jabri derzeit aufhält ist nicht bekannt, vermutet wird er in seinem Büro in Erbil.

(Interview mit Al-Jabri)


© ÊzîdîPress, 22. Februar 2015