Flüchtlinge aus Shingal im Nord-Irak
Êzîdîsche Flüchtlinge aus der Shingal-Region in einem provisorischen Flüchtlingslager im Nord-Irak (Archiv)


Ottawa. Die kanadische Regierung wird bis zum Jahresende rund 1.200 êzîdîsche Flüchtlinge aufnehmen. Dies teilte der kanadische Migrationsminister Hussen in einer Presseerklärung am Dienstag mit. Hussen sagte, dass vor allem êzîdîsche Frauen und Kinder, die am stärksten vom Völkermord der Terrormilz „Islamischer Staat“ (IS) betroffen sind, in Kanada aufgenommen werden sollen. Zudem betonte Migrationsminister Hussen, dass die Privilegierung von Êzîden nicht aus religiösen Gründen heraus erfolge, sondern von der Tatsache, dass sie stark verfolgt und einem Völkermord ausgesetzt waren und es noch immer sind. Kanada habe sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen immer am Grad der Verfolgung orientiert, so Hussen weiter.

Die ersten rund 400 Êzîden wurden bereits aus Flüchtlingslagern im Nordirak nach Kanada umgesiedelt. Die Gesamtkosten für die Umsiedlung der 1.200 Flüchtlinge belaufen sich auf 28 Millionen US-Dollar. Das Programm soll auch private Patenschaft für êzîdîsche Kinder, die unter dem IS-Völkermord zu leiden hatten, fördern. Mit der Entscheidung bekräftigte Kanada zudem die Anerkennung der Verbrechen an Êzîden als Völkermord.

Hussen sagte, die kanadische Regierung habe sich ein Beispiel an dem Programm Deutschlands genommen, in dessen Rahmen über 1.000 êzîdîsche Frauen und Kinder aufgenommen wurden und eine psychologische Behandlung erhalten. Auch den nach Kanada aufgenommenen êzîdîschen Genozid-Überlebenden soll daher eine psychologische Betreuung angeboten werden.

© ÊzîdîPress, 22. Februar 2017