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Titelseite IS eigenen Magazins „DABIQ“: „Der gescheiterte Kreuzzug“

Shingal. Was seit Wochen und Monaten als bewiesen gilt, hat nun auch der sogenannte »Islamische Staat« in seinem eigenen Magazin „Dabiq“ ohne Scham zugegeben: „Wir versklaven, verkaufen und teilen yezidische Frauen und Kinder unter uns auf“, heißt es in dem Magazin. Ein gesamtes Kapitel widmet die Terrororganisation dabei der Versklavung der Yeziden. Im Kapitel „die Wiederbelebung der Sklaverei“ beruft sich die Terrororganisation auf zahlreiche Hadithe, die sie zur Begründung der Versklavung anführt. Darunter auch Hadithe von al-Bukhārī, einem der Hauptüberlieferer der sog. Sunna.

Das brutale Vorgehen sei dadurch legitim, dass „im Gegensatz zu Christen und Juden kein Raum für eine Jizyah-Zahlung“ für Yeziden existiert. Die Jizyah-Zahlung ist eine Sondersteuer für Nicht-Muslime, die im Rechtsraum der Sharia leben und einer Buchreligion angehören. „Also können ihre Frauen, anders als die der Abtrünnigen, versklavt werden“, heißt es weiter.

Zuvor, so der IS, habe es ein Gutachten hauseigener „Sharia-Gelehrten“ gegeben, die konstatierten, dass Yeziden als „absolute Ungläubige“ (arab. mushrikīn) gelten. Die Versklavung der YezidInnen sei somit nach islamischer Rechtslehre „legitim“.

„Nach der Gefangennahme wurden die yezidischen Frauen und Kinder gemäß der Shariah unter den Kämpfer des Islamischen Staates, die an der Shingal-Operation beteiligt waren, verteilt, nachdem ein fünftel der Sklaven als Khums [Kriegsbeute] den Führern des Islamischen Staates unterstellt wurden“, schreibt der IS auf Seite 15 seines Magazines.

IS-Sympathisanten stritten in den vergangenen Wochen immer wieder ab, der Islamische Staat und seine Kämpfer seien an derartigen Machenschaften beteiligt und sahen darin eine „Propaganda“ westlicher Medien.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschrieb das Vorgehen des IS als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit„. Zahlreiche Frauen und Mädchen, die aus der Gefangenschaft des IS entkommen oder befreit werden konnten, beschrieben detailliert, wie sie versklavt, vergewaltigt, missbraucht und verkauft worden sind. 

Islamgelehrte in vielen Teilen der Welt verurteilten das Vorgehen des IS als unislamisch und werfen der Terrorgruppe eine radikale, nicht zeitgemäße als auch bisweilen falsche Auslegung der Koran-Suren und Überlieferungen vor. Insbesondere muslimische Frauen zeigten sich über die Akte des IS bezüglich der Frauen, Kinder und Mädchen entsetzt.

Schätzungen zufolge befinden sich weiterhin weit über 3.000 Frauen, Kinder und Mädchen in der Gewalt der Terroristen. Darunter viele Minderjährige. Entführte Männer und Jugendliche wurden entweder auf der Stelle getötet oder mussten eine Zwangskonvertierungen über sich ergehen lassen.

êzîdîPress, 13. Okt. 2014