Êzîdîsche Flüchtlingskinder aus Shingal im Flüchtlingslager von Esiya (Archiv)
Êzîdîsche Flüchtlingskinder aus Shingal im Flüchtlingslager von Esiya (Archiv)

Khanke. Mit einem Überraschungsangriff attackierte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ am Dienstagmorgen die christlich geprägte Kleinstadt Telskuf in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak. Telskuf, wenige Kilometer nördlich der IS-Hochburg Mosul, wird von Peshmerga und christlichen Kämpfern der NPU-Einheit kontrolliert. Zeitweise gelang es den IS-Terroristen den Überraschungsmoment zu nutzen und Teile der Stadt einzunehmen.

Die benachbarten êzîdîschen Dörfer versetzte der IS-Vorstoß in Panik. Aus den Dörfern Khatara, Dokhata und Srechka, teils nur wenige Minuten Fußmarsch von Telskuf entfernt, flüchteten hunderte Êzîden gen Norden. Die Region, oft zusammenfassend als Sheikhan-Region bezeichnet, ist nach Shingal das zweitgrößte Siedlungsgebiet der Êzîden. Auch in den Flüchtlingslagern machte sich erneut Angst vor einem weiteren IS-Vorstoß breit.

Eine konkrete Gefahr bestand nach Angaben der Militärs jedoch nicht. Kurz nach den Angriffen in Telskuf bombardierten US-amerikanische Kampfflugzeuge Stellungen der IS-Terroristen, erklärte ein Kommandant der christlichen NPU gegenüber Reuters. Auf Amateuraufnahmen waren zudem Kampfhubschrauber zu sehen, die offenbar in Telskuf zum Einsatz kamen. Weitere Peshmerga-Einheiten wurden später in die Region beordert.

Die Êzîden beruhigte die Verteidigungslinie jedoch nicht. Gegenüber dem kurdischen Nachrichtensender NRT erklärte eine êzîdîsche Frau, man wolle „nicht dasselbe wie in Shingal“ erleben. Ehe man „in die Hände des IS“ falle, flüchte man lieber. Eine êzîdîsche Mutter kommentierte das Geschehen, dass die Êzîden gelernt haben, „sich nur auf ihre Füße zu verlassen“, in Anspielung auf die Geschehnisse in Shingal.

Die Situation in Telskuf sei stabil, teilten Militärs heute mit. Dennoch komme es immer wieder zu Angriffen, der IS setzt vermehrt Selbstmordattentäter ein. Auch an der Bashiqa-Front kam es erneut zu schweren Gefechten. Dutzende IS-Terroristen sollen dabei getötet worden sein, wie Bilder von Aktivisten aus der Region auf sozialen Netzwerken zeigen sollen.

© ÊzîdîPress, 04. Mai 2016