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Zakho. In einer Flüchtlingsunterkunft in Zakho haben gestern Êzîden aus Shingal nach starken Regenfällen gegen ihre Lebensbedingungen protestiert. In mehreren Flüchtlingslagern in der Stadt Zakho leben schätzungsweise derzeit über 65.000 Êzîden, zumeist in halbfertigen Gebäuden und nicht witterungsfesten Zelten.

Flüchtlingsproteste in Zakho | 16. Okt.
Flüchtlingsproteste in Zakho

Kurdische Sicherheitskräfte (Asayish) trafen kurz nach Beginn der Proteste im Lager ein. Es kam zeitweise zu Tumulten zwischen den Demonstranten und Sicherheitskräften, zwei der Demonstranten wurden festgenommen. Die Flüchtlinge befürchten, dass es zu Todesfällen kommen kann, wenn sich ihre Situation nicht verbessert. Insbesondere Kleinkinder leiden unter den Witterungsverhältnissen, der nahende Winter besorgt die Flüchtlinge zusätzlich. Zwei Kinder seien in einem Flüchtlingslager für Syrer bereits ums Leben gekommen, wie Augenzeugen mitteilten. Eine Bestätigung von offizieller Stelle liegt bisher nicht vor.

Den Demonstranten in Zakho wurde es untersagt, Bilder und Videos von der Festnahme zu machen, wie ein Êzîdî vor Ort berichtete. Heimlich konnte er dennoch eine kurze Sequenz des Geschehens filmen. Peshmerga-Kommandeur Ashti Kochar sah in den Protesten eine „Verschwörung der PKK“, wie die kurdische Nachrichtenagentur Rûdaw mitteilte. Zudem versucht Rûdaw, die größte kurdische Nachrichtenagentur, die berechtigten Demonstrationen als „Protest gegen die Peshmerga“ darzustellen, um die Demonstranten zu denunzieren. Im Shingal-Gebirge sollen die Menschen laut Rûdaw ebenfalls protestiert haben, was von êzîdîschen Widerstandskämpfern in einem Telefongespräch mit êzîdîPress jedoch dementiert wurde. Die Menschen hätten im Gebirge derzeit andere Probleme als zu demonstrieren, hieß es.

Starke Niederschläge haben die ohnehin schlechten Lebensbedingungen der Menschen in allen Flüchtlingslagern in Südkurdistan dramatisch verschlechtert. Weder die kurdische Regierung noch die vor Ort tätigen Hilfsorganisationen sind den Flüchtlingsmassen gewachsen. Alleine in den Regionen Südkurdistans sind über 1,5 Millionen Flüchtlinge mehr oder minder  untergebracht. Ohne die ansässige kurdische Bevölkerung wären viele der Flüchtlinge bereits vor Hunger, Durst oder medizinischer Unterversorgung gestorben, wie Flüchtlinge aus Shingal immer wieder mitteilen.

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êzîdîPress, 17. Okt. 2014