Fleischkonserve, die im Camp von Kendale an Flüchtlinge verteilt worden ist |©êzîdîPress
Fleischkonserve, die im Camp von Kendale an Flüchtlinge verteilt worden ist |©êzîdîPress

In Zusammenarbeit mit FRANCE 24 und dem Journalisten Alexandre Capron hat êzîdîPress Chefredakteur Hayrî Demir ein Hilfeersuchen êzîdîscher Flüchtlinge bezüglich vermeintlich abgelaufener Lebensmittelkonserven überprüft. Ein êzîdîPress Korrespondent vor Ort sandte vor wenigen Tagen Bilder mit Konserven an die Redaktion, von denen die Flüchtlinge glaubten, sie seien bereits abgelaufen (siehe Daten auf Bildern).

Auf den Konserven und Nahrungsmittelpaketen, die an Flüchtlinge im Camp von Kendale in Südkurdistan nahe der Stadt Duhok verteilt worden sind, waren wie in Deutschland üblich Etiketten bezüglich der Haltbarkeit abgedruckt – anders als sonst jedoch nicht das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), sondern aufgrund der besonderen Bestimmung der Konserven als „epa“-Ware für die Bundeswehr das Herstellungsdatum.

Brotkonserve aus dem Camp Kendale | ©êzîdîPress
Brotkonserve aus dem Camp Kendale | ©êzîdîPress

Das Missverständnis für die Brotkonserven konnte nach einem Kontakt mit der Herstellungsfirma Mestemacher durch France 24 und êzîdîPress geklärt werden. Prof. Dr. Ulrike Detmers, Gesellschafterin und Mitglied der zentralen Unternehmensleitung der Mestemacher-Gruppe, versicherte, dass die Daten auf dem Brotkonserven, die von Mestemacher hergestellt und über die Tochterfirma Modersohn’s Mühlen ausschließlich an die Bundeswehr geliefert werden, mit einer Herstellergarantie von drei Jahren bei ordnungsgemäßer Lagerung versehen sind.

„Die Brotkonserve, die auf dem Foto von Ihnen abgebildet ist, wurde hergestellt am 06.09.2012, wie auf dem Ettikett als Hinweis vermerkt. Der Inhalt der Brotkonserve ist 3 Jahre verzehrfähig, also bis zum 06.09.2015“, so Frau Prof. Detmers in einer Erklärung gegenüber êzîdîPress. Die Fleischkonserven jedoch stammen nicht vom Unternehmen Mestemacher.

Viele der Konserven, vor allem Fleischkonserven, waren jedoch beschädigt und das Fleisch verdorben, wie auf den Bildern ersichtlich ist. Wegen einem ähnlichen Vorfall Mitte August, bei dem mehrere Flüchtlinge nahe Duhok eine Nahrungsmittelvergiftung erlitten, befürchteten die Flüchtlinge im Camp von Kendale nun ebenfalls eine Vergiftung beim Verzehr zu erleiden.

Trotz unserer Mitteilung an die zuständige Campleitung und den êzîdîPress Korrespondenten vor Ort, die Menschen auf das Missverständnis hinzuweisen und die beschädigten Konserven aus dem Verkehr zu ziehen, bleiben die Flüchtlinge weiterhin skeptisch. Die Flüchtlinge wendeten sich daher an das zuständige Gesundheitsministerium von Duhok, das bisher jedoch keine weitere Erklärung abgegeben hat. Der Geruch des verdorbenen Fleisches lässt die Angst weiterhin bestehen, vor allem auch wegen der kaum vorhandenen Kommunikation in den Flüchtlingslagern zwischen den Verantwortlichen und den Flüchtlingen.

Lebensmittelpaket für Flüchtlinge im Camp Kendale |©êzîdîPress
Lebensmittelpaket für Flüchtlinge im Camp Kendale |©êzîdîPress

Die êzîdîPress Redaktion wies auf das Missverständnis hin, nachdem auch kurdische Medien über die vermeintlich verdorbenen Lebensmittelpakete berichteten, so etwa die kurdische Agentur Xendan. Selbst nach Ablauf der Herstellergarantie sind Konserven sehr lange haltbar – beruhigen konnte allerdings auch diese Tatsache die verunsicherten Flüchtlinge nicht.

êzîdîPress, 13. Sept. 2014