Yurî Mamevich Davoi wurde 1993 in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Kurz nach seiner Geburt zog seine Familie nach Russland. Die Liebe zur Musik erbte Yurî von seinem Vater, der selbst mehrere traditionelle Musikinstrumente spielt. Schon in jungen Jahren zeigte sich sein Talent für Musik, im Kindergarten sang er immer wieder auf Festen vor. Im Alter von acht Jahren schrieben seine Eltern ihn in die Musikschule № 3 von Tscheljabinsk ein. Yurî wählte für sich die Geige aus und so fand er zu seiner Berufung.
Im Jahr 2009 schloss er die Musikhochschule ab und schrieb sich am Institute of Music PI Tschaikowsky ein, die er 2012 erfolgreich abschloss. An gleicher Stelle setzte er sein Studium fort, um seine musikalische Bildung weiterzuentwickeln.
2003 reiste Yurî nach Kurdistan und nahm beim Musikfestival in Rania teil. Heute tritt er auf verschiedenen Konzerten und Hochzeitsfeiern auf. Er komponiert auch selbst und investiert viel Zeit in seine Musik, um sich ständig zu verbessern.
Ihre Eltern haben Sie schon sehr früh auf eine Musikschule gehen lassen. Sie scheinen früh Ihr Talent entdeckt zu haben. Gab es Momente, in denen Sie an diesem Weg gezweifelt haben?
Ich denke mein Schicksal wurde noch vor dem Gang zur Musikschule besiegelt. Als Kind eines Musikers wählt man selten einen anderen Weg, es wurde mir in die Wiege gelegt. Da ich schon im Kindergarten musikalisch aufgefallen bin, haben meine Erzieher meinen Eltern dringend empfohlen, mich zu fördern und mich in eine Musikschule einzuschreiben. Und so haben sie es dann auch gemacht.
Was haben Sie für die Zukunft geplant?
Ich möchte mich in Zukunft verstärkt auf meine eigene Musik konzentrieren, also selbst Musik komponieren und spielen. Ich wäre überglücklich, wenn meine Musik irgendwann von anderen Musikern gespielt werden würde, das ist ein Herzenswunsch von mir!
Wo spielen Sie hauptsächlich? Gibt es einige Auftritte, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ich spiele vor allem in Russland. Ich liebe es auf Tour zu gehen, für Hochzeiten, Konzerte und Festivals in den verschiedensten Städten zu sein. Im August reise ich nach Südkurdistan (Kurdistan-Irak). Ich mag das Publikum dort, es ist ein schönes Gefühl, wenn den Menschen das, was du tust, gefällt.
Welche Instrumente spielen Sie?
In der Musikschule lernte ich Klavier und Violine spielen, von meinem Vater das traditionellen Volksinstrumente Saz (Tembûr).
Was glauben Sie, unterscheidet Künstler von anderen Menschen? Sind Künstler „anders“?
Ich denke schon, es ist auffällig, dass Künstler immer ein wenig verrückt sind (lacht). Sie entziehen sich dieser Welt und vertiefen sich in ihre Arbeit. Nehmen wir als Beispiel die Musiker auf meiner Hochschule, die sich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang mit ihrem Instrument beschäftigen. Es gibt wenig Freizeit, aber sie üben und trainieren gerne und sind glücklich, das zu tun, was sie möchten. Künstler sehen meist auch etwas anders aus, manchmal etwas fremdartig.
Was bedeutet es für Sie, ein Êzîdî zu sein?
Ich bin stolz darauf, Êzîdî zu sein. Wir haben eine sehr alte und interessante Religion. Sie steckt voller Geheimnisse, wäre sie so bekannt wie die großen Weltreligionen, wäre auch das Interesse daran größer und die Êzîden wüssten selbst, wer sie sind und würden sich und ihre nationale Identität nicht verlieren. Daran müssen wir arbeiten, und ich unterstütze diese Arbeit – alles andere halte ich für Verrat…
Welchen êzîdîschen Feiertag mögen Sie am liebsten?
Mein Lieblingsfeiertag ist das êzîdîsche Neujahr (kur. Kloça Serê Salê/Çarşema Sor). Die Menschen hegen in diesen Tagen die Hoffnung auf ein besseres Leben und äußern ihre Wünsche und Träume. Wenn man nach der Perle* sucht, um für sich, seine Verwandten und die Verstorbenen alles Gute zu wünschen. Es ist ein schönes Gefühl.
*Zum Neujahr wird ein Kuchen gebacken, in dem eine Perle versteckt wird. Der Kuchen wird unter den Familienmitgliedern verteilt. Jene Person, in dessen Stück die Perle sich befindet, darf sich was wünschen und wird im kommenden Jahr Glück haben.
Was ist für Sie das Wichtigste im Leben?
Das Wichtigste im Leben ist, immer Mensch zu bleiben. Anderen Menschen Achtung und Respekt entgegenzubringen, diese Werte sollte man nie vergessen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!
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êzîdîPress, 13.05.201 (übersetzt aus dem Russischen)
