Eingekesselte Zivilisten im Shingal-Gebirge
Eingekesselte Zivilisten im Shingal-Gebirge

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[S]hingal. Seit Wochen harren über 9.500 Zivilisten von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) umzingelt im Gebirge von Shingal aus. Der hereinbrechende Winter verschärft nun die Situation der Zivilisten zusehends. Bavê Nayif, ein êzîdîscher Widerstandskämpfer und Vater im Shingal-Gebirge, bittet um Hilfe für die über 1.000 Familien.

Vor wenigen Tagen warf das irakische Militär humanitäre Hilfsgüter für die Menschen im Gebirge ab. Viele der Pakete können aber nicht geborgen werden, weil sie an für die Zivilisten und Kämpfer unerreichbare Stellen abgeworfen wurden, so Bavê Nayif: „Wir sind froh, dass man uns helfen möchte. Aber die Flugzeuge haben die Güter leider an den falschen Orten im Gebirge abgeworfen, wir können die Hilfsgüter nicht erreichen.“

Êzîdîsche Kinder im Shingal-Gebirge
Êzîdîsche Kinder im Shingal-Gebirge

Unterdessen spitzt sich die humanitäre Situation weiter zu. Es fehlt vor allem an warmer Kleidung und medizinischer Versorgung. Der überwiegende Teil der Zivilisten sind Frauen und Kinder, viele von ihnen erkranken aufgrund der einziehenden Kälte. Eine medizinische Versorgung ist jedoch nicht vorhanden. Die UN warnten heute in einer Mitteilung vor einem bevorstehenden, „sehr harten“ Winter für die Millionen von Flüchtlingen im Irak und Syrien. Alle Landwege, um die Menschen im Shingal-Gebirge zu versorgen, sind weiterhin blockiert. Der Belagerungsring der IS-Terroristen konnte nicht durchbrochen werden, eine wie so oft angekündigte Offensive der Peshmerga in Shingal ist bisher nicht erfolgt.

„Es wird immer kälter, wir frieren. Frauen, Kinder und Kleinstkinder leiden am meisten darunter, wir haben nicht genug warme Kleidung oder Decken, um sie vor der Kälte zu schützen. Die Zelte bieten keinen Schutz und täglich wird es kälter, wir brauchen dringend Hilfe. In der gegenwärtigen Situation werden viele den Winter nicht überleben können“, berichtet Bavê Nayif weiter.

Die Hilfsgüter, die mit Helikoptern zu den Zivilisten transportiert wurden, reichen längst nicht für alle Menschen aus, weil sie oftmals zusätzlich Waffen und Munition mitführen. Stürme reißen zudem immer wieder Zelte mit sich und beschädigen sie teilweise irreparabel. Auch Nahrungs- und Trinkwasservorräte werden immer knapper. Êzîdîsche Widerstandskämpfer weisen immer wieder darauf hin, wie bedrohlich die aktuelle Lage der Zivilisten im Shingal-Gebirge ist. Es müsse mehr Druck auf die Regierungen ausgeübt werden, damit ernsthaft und nicht nur sporadisch geholfen wird.

Während des Telefonates bittet Bavê Nayif immer wieder verzweifelt darum, wenigstens den Frauen und Kindern zu helfen. Sein Sohn, Nayif, fiel vor einer Woche als êzîdîscher Widerstandskämpfer im Gebirge.

êzîdîPress, 12. Nov. 2014